Im Jahr 2015 lockte uns das Cluj-Derby im Halbfinale des nationalen Pokals nach Rumänien und dank Direktverbindungen vom Dortmunder Flughafen, pendelten sich die Flugkosten unter 20,00 EUR ein, wobei das knappe Zeitpolster zwischen Ankunft und Anpfiff für etwas Spannung sorgte, da wir um 17:15 landeten und die Tageskassen aus Sicherheitsgründen nur bis 18:00 Uhr Tickets verkauften. Nach Landung bahnten wir uns im Laufschritt den Weg zum Taxistand und fanden einen fähigen Fahrer, der sich auf das Taximeter einigte, dessen Preis wir verdoppeln wollten, sofern der Mann uns pünktlich am Stadion abliefert. Das verlockende Angebot spornte unseren Chauffeur dermaßen an, dass er sämtliche Regeln des Straßenverkehrs ignorierte und uns die Schweißperlen auf die Stirn trieb, bevor wir überpünktlich die Eintrittsberechtigungen in den Händen hielten und das gebuchte Apartment in der Altstadt bezogen. Dort trafen sich bereits etliche Universitatea Anhänger, um sich gemeinsam auf das Spiel einzustimmen. Universitatea wurde im Jahr 1919 von Studenten gegründet und die sportlichen Erfolge lassen sich an einer Hand abzählen, während die Fanszene im ganzen Land sehr respektiert scheint, denn auch bei sportlichen und finanziellen Eskapaden, welche den Verein bis in die vierte Liga bugsierten, stellte die Anhängerschaft einen ordentlichen Mob bei Heim- und Auswärtsspielen.
Die erste organisierte Gruppe trat mit „Amicii U“ bereits 1972 in Erscheinung, ehe die Ultraskultur in den 90ern nach Rumänien überschwappte und sich 1996 die „Vecchia Gurdia“ gründeten, die bis heute ihre Fahnen in den Himmel recken. Der Stadtrivale CFR Cluj genießt weniger Zulauf, da sich der Verein bereits 1907 gründete, als die Region Siebenbürgen noch als ungarisches Territorium galt. CFR spielte lange Zeit keine große Rolle in der rumänischen Fussballwelt, ehe sich Anfang der 2000er ein Investor fand, der den Verein mit satten Finanzspritzen an die Spitze des Landes führte und gleich mehrere Meisterschaften verbuchte und es sogar in die Gruppenphase der Champions League schaffte.
Kurz nachdem der riesige Universitatea Mob, der seit Mitte der 90er eine Freundschaft zu Dinamo Bucuresti pflegt, unter brachialen Gesängen aus der Stadt los zog, ebneten wir uns ebenfalls den Weg zum Stadion. Hier fanden sich deutlich mehr Gäste- als Heimfans ein und zum Anpfiff zündeten die Schwarzweißen einige Fackeln, während der überschaubare Heimblock unter einer Blockfahne mit Böllern um sich warf. Die 2500 Gäste legten einen kompakten Auftritt hin, dessen geniale Mitmachquote uns ziemlich überraschte, wenngleich das Liedgut eher eingeschränkt erschien. Beim Endstand von 0:0 blieben die erhofften Torjubel aus, dennoch sollte uns besonders der Gästeblock in guter Erinnerung bleiben.